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Losung und Lehrtext

Zuflucht ist bei dem Gott, der von alters her ist.
5.Mose 33,27

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.
Johannes 14,1-2

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Kirchgeschichte Glienicke

Zur Baugeschichte:

Die Kirche wurde in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinen erbaut. Der Sakralbau besteht aus einem rechteckigen Schiff und einem ebenfalls rechteckigen, jedoch eingezogenen Chor. Die Dreierfenstergruppe, das Rundfenster an der Ostseite und die drei spitzbogigen Blenden im Ostgiebel datieren aus der Bauzeit der Kirche. Im Jahre 1783 wurden zur Stützung des Ostgiebels zwei Pfeiler angebracht. Die Kirche hat einen verbretterten Dachturm im Westen, in dem zwei Stahlglocken aus dem Jahre 1917 hängen. Sie wurden in Bochum gegossen und läuteten am 26. August 1917 zum ersten Mal. Der Turm ist seit dem Jahre 1740 mit einer barocken Schweifhaube versehen. Er wird durch eine Spitze abgeschlossen. Die Spitze besteht aus einer Kugel, einer Wetterfahne – sie zeigt die Jahreszahl „1997“ – und einem (Morgen) Stern.

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stand die Kirchengemeinde Glienicke vor der Frage, ob das Kirchengebäude zur Nutzung überhaupt noch zu erhalten sei. Nässeschäden im Mauerwerk und Dachstuhl und der völlig desolate Zustand des Gestühls in der Kirche ließen es fraglich erscheinen, ob die Kirche auch weiterhin von der Gemeinde zum Gottesdienst genutzt werden kann, oder man das Gotteshaus nicht doch dem Verfall preisgeben muss. In einer gemeinsamen Aktion aller Glienicker Bürger, Christen wie Nicht-Christen, hat man sich damals für den Erhalt des Gotteshauses im Dorf entschieden.

Die Ursache der Nässeschäden, das Gefälle hin zur Kirche wurde ringsum die Kirche abgetragen und das Dach neu eingedeckt. Leider musste das vermoderte Gestühl vollständig aus der Kirche entfernt werden. Erhalten blieb die Orgelempore. Die Jahreszahl „1997“ auf der Wetterfahne erinnert an die letzten baulichen Maßnahmen, die 1996 bis 1998 an der Kirche durchgeführt worden sind. Jetzt konnten mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Beseitigung der Nässeursachen all‘ die Maßnahmen durchgeführt werden, an die damals kaum zu denken war. Der Turm wurde neu verschalt und mit Schiefer eingedeckt. Der Ostgiebel konnte gesichert werden. Die Balkenköpfe und weitere Teile des Dachtragwerkes wurden saniert und das Kirchendach mit Biberschwänzen neu eingedeckt. All diese umfangreichen Arbeiten sind jedoch im Grunde genommen nur die Ernte der in den 1970er Jahren begonnen Anstrengungen zum Erhalt der Kirch im Dorf. Der letzte Schritt, die Sanierung des Fußbodens und ein neues Gestühl für die Kirche, erfolgte wenige Zeit später. Zusätzlich wurden im Turm eine kleine Küche sowie eine Toilette eingebaut.

Zur Ausstattung:

Der hölzerne Altaraufsatz, dessen Restaurierung im Jahre 1993 abgeschlossen werden konnte, datiert aus dem Jahre 1650. Er wird von zwei Wangen – links und rechts – flankiert. Die Predella zeigt zwei biblische Sprüche:

 „1. Kor. 11. Denn so offt ir von diesem brodt esset, vnd von diesem //
      Kelch trinckett solt ir des Herren tod verkündigen, bis das er kömpt//“
 „Matth. 11. Kömpt her zu mir alle die ir müheselig vnd beladen seyt, ich will euch erquicken“.

Links und rechts von der Predella befindet sich je ein Engelkopf.

Im Hauptfeld des Altaraufsatzes sind fünf geschnitzte Figuren untergebracht, die jedoch einem mittelalterlichen Altarschrein, der um 1450/60 entstand, entnommen worden sind. In der Mitte des Hauptfeldes befindet sich eine relativ große gefasste Strahlenkranzmadonna mit dem Jesuskind. Es sitzt auf ihrem linken Arm und hält mit seinen Händen eine Birne, was ikonografisch ungewöhnlich ist. Meist hat das Jesuskind einen Apfel in der Hand, der die Herrschaft über diese Welt symbolisiert. Wegen der makellosen Weiße seiner Blüten galt der Birnbaum im Mittelalter als Marien-Symbol. Die Birne in der Hand des Jesuskindes könnte ein deutlicher Hinweis darauf sein, die Makellosigkeit beider (Maria und Jesuskind) zu symbolisieren. Links und rechts von der Strahlenkranzmadonna befinden sich vier kleinere, ungefasste und geschnitzte Heiligen-Figuren. Links (oben) von der Madonna ist die Schnitzfigur der Heiligen Dorothea angebracht, links (unten) befindet sich die Heilige Margareta. Rechts (oben) von der Madonna haben die Heilige Barbara und rechts (unten) Katharina von Alexandrien ihren Platz. Das Hauptfeld wird von je einer Säule umgeben.

Oberhalb des Hauptfeldes sind in einem schmalen querrechteckigen Feld, das geteilt ist, ebenfalls zwei biblisch Sprüche in Goldschrift aufgemalt:

 „Jer. 31. Ich will gnedig sein irer vngerechtigkeit, vnd//
      ihrer Sünd wil ich nicht mehr gedencken.“
 „Ephes. 1. Durch das Blut Christi haben wir erlösung //
      nemlich vergebung der Sünden, etc.“

Im Gebälk des Altaraufsatzes ist ein gemaltes Bild untergebracht. Es zeigt Christus als Weltenrichter. In Höhe des Christuskopfes ist ein lateinische Schriftzug, dessen Übersetzung „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ lautet, aufgemalt. Über dem gemalten Bild ist ein weiterer biblischer Spruch in Goldschrift aufgemalt: „Ich tilge alle deine Missethat nach meinem Willen“.

Im Giebelfeld befindet sich ein Engelkopf. Er ist aus Holz und gefasst. Die Jahreszahl „Anno 1602“ über dem Engelkopf weist vermutlich auf die Stiftung des Altars hin. An der Nordwand des Chor- bzw. Altarraums steht die hölzerne gefasste Kanzel aus dem Jahre 1891. Sie ist mit einem polygonen Kanzelkorb versehen, der von einer Säule getragen wird. Auf der gegenüberliegenden Seite hängt (rechts vom Chor-Südzugang) ein gemaltes Bild, das die Beweinung Christi zur Darstellung bringt. Es entstand im 18. Jahrhundert. Zur Ausstattung der Kirche gehört auch ein Abendmahlskelch aus dem Jahre 1647, der separat aufbewahrt wird. Die Kirche hat eine hölzerne gefasste Westempore, die im Jahre 1891 in die Kirche eingebaut wurde. Auf der Westempore steht die Glienicker Orgel.

Quelle des Textes: H.J. Beeskow (2002) Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises an Oder und Spree, Heimat-Verlag Lübben, Lübben, Deutschland, 288 S.