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Die Schachbrettsteine der Herzberger Kirche

Von Barbara & Wolfgang Zwenger

schachbrettstein

Die Herzberger Kirche erhielt ihre heutige neugotische Gestalt im ausgehenden 19. Jahrhundert. Bei diesem Umbau wurden die gequaderten Feldsteine des mittelalterlichen Vorgängerbaus wiederverwendet. Die Ostwand der Apsis besteht bis zur Reichweite der Lanzettfenstergruppe vollständig aus Quadermauerwerk. Die Feldsteinquader sind an mindestens fünf Seiten gerade behauen und in gleichmäßig hohen Lagen (isodom) angeordnet. Bei näherer Betrachtung fallen darunter Steine mit einer schachbrettartigen Ornamentierung auf (Bild 1). Derartige Schachbrettsteine treten in Brandenburg äußerst selten und ausschließlich in den spätromanischen Feldsteinkirchen auf.

Die von den Verfassern im Jahre 2003 erstmalig festgestellte Anzahl von neun Schachbrettsteinen an der Herzberger Kirche (Bild 2) ist bisher für mittelalterliche Feldsteinkirchen in Brandenburg und vermutlich auch deutschlandweit unübertroffen. Aus der Niederlausitz, zu der Herzberg siedlungsgeographisch und kirchengeschichtlich gehört, sind bisher Schachbrettsteine von sechs Kirchen publiziert. Die übrigen Vorkommen liegen relativ weit verstreut zwischen Teltow, Barnim, Lebuser Land und der Neumark bis hin zur Uckermark und Prignitz.

schachbrettstein

Die Meißener Bistumsmatrikel von 1346, die als Abschrift aus dem Jahre 1495 erhalten ist, erwähnt Herczberg als zum Sedes Storkaw (Probstei Storkow) gehörendes Kirchendorf. In einem Gerichtsbrief von 1409 findet man die Schreibweise Herceberg. Derartige urkundliche Belege sind äußerst spärlich erhalten und meist auch nicht sehr aussagekräftig. Deutlich älter als die ersten urkundlichen Erwähnungen ist die Kirche von Herzberg, genauer gesagt einige Bauelemente des heutigen Kirchengebäudes. Dazu gehören alle im Schiff und in der Apsis vermauerten, sorgfältig behauenen Quadersteine. Sie stammen ohne Zweifel von einem Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert. Da Schachbrettsteine nur in einem verhältnismäßig eng begrenzten Zeitabschnitt bis etwa 1250 "in Mode" waren, kann man das Alter noch etwas näher eingrenzen und darauf schließen, dass Kirche und Dorf von Herzberg im Zuge der frühdeutschen Besiedelung angelegt wurden und nicht viel jünger als Beeskow und Storkow sind. Diese Herzberger Quaderkirche war vermutlich das Werk einer sog. Bauhütte, in der Maurer, Zimmerleute und Steinmetze organisiert waren. Ein jedes Gewerk in dieser freien Vereinigung hat nach festen Regeln gearbeitet, analog zu den städtischen Handwerkergilden, mit dem Unterschied, dass die Bauhütte nach Fertigstellung der Kirche weitergezogen ist.

Warum die mittelalterlichen Steinmetze die geradezu verschwenderische Anzahl von neun Schachbrettsteinen im Mauerwerk der Herzberger Kirche hinterlassen haben, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Ob alle neun Steine ursprünglich in der Apsis angebracht waren oder einige beim Umbau 1882/83 dorthin umgesetzt wurden, lässt sich vorläufig nicht rekonstruieren. Die Mörtelfugen der Ostwand sind relativ dick und nicht sehr gleichmäßig gearbeitet. Darin finden sich Steinabschläge zur Abstützung der Quader. Einige Schachbrettsteine sind außerdem ungewöhnlich hoch angebracht. In der Regel sind sie gut sichtbar z.B. an Mauerecken, Fenstern und Türöffnungen, die besonders im Blickfeld stehen. Alles das spricht nicht für einen ursprünglichen Verband des Blendmauerwerkes. Bei der Betrachtung aller übrigen Nachweise bildet der Einbau von Schachbrettsteinen nach Osten hin eher die Ausnahme.

Schachbrettornamente trifft man in mittelalterlichen Bauwerken als Verzierungen von Säulen, Wänden oder Fußböden an. In der mittelalterlichen Malerei stehen die schwarzen und weißen Schachbrettfelder symbolisch für Leben und Tod - für Anfang und Ende. Das Quadrat war sowohl ein christliches Symbol als auch eine geometrische Konstruktionshilfe. Die Steinmetze benutzten z.B. ein quadratisches Gitternetz, den sog. Reißboden, zur Maßübertragung. Die Schachbrettsteine könnten daher als besonderes Symbol der Steinmetze aufgefasst werden. Da in der Geometrie eines Kirchenbaus fast immer eine versteckte Zahlenbotschaft steckt, könnte der Anzahl der Schachbrettfelder als auch der Zahl der Schachbrettsteine eine besondere Bedeutung zukommen. Die Interpretation der Symbolik ist allerdings nicht so bedeutsam wie die Datierungshilfe, die uns die Schachbrettsteine bietet.

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