Widerstand gegen das CCS-Verfahren: ein Anlass zur Reform
Die Herausforderung
Der Klimawandel und seine möglichen Folgen – das häufigere Auftreten von Sturm-, Hitze-, oder Trockenereignissen, sowie der Anstieg des Meeresspiegels– haben in den letzten Jahren viel an Beachtung gewonnen. Nicht nur unter den Bürgern und Bürgerinnen, sondern auch in der Politik und Wirtschaft. Mit „Klimawandel“ wird im Besonderen der durch den Mensch verursachten Klimawandel gemeint, wie beispielsweise durch die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, wie u.a. Braunkohle. Hierauf soll positiver Einfluss genommen werden, und zukünftig soviel wie möglich Energie auf nachhaltigere Weise generiert werden. In Deutschland hat dies zu einem politischen Riesenprogramm geführt: die Energiewende.
Für unsere Region heißt das
Nun hat Brandenburg, ähnlich wie das Ruhrgebiet, ein beachtliches Vorkommen an dem Bodenschatz Braunkohle, welcher traditionell für die Energiegewinnung verwendet wird. An der Braunkohle hängen tausende Arbeitsplätze der Region. Der Energiekonzern Vattenfall ist durch seine Braunkohlgewinnung einer der größten Arbeitgeber Brandenburgs.
Von der sozialen Perspektive ist die schnelle Schließung der Tagebaue keine Lösung, denn dann würde die Region, wie das Ruhrgebiet oder die Bergbaugebiete Belgiens und Englands, verfallen. Früher oder später muss die Frage nach der Schaffung von Kohle-unabhängigen Arbeitsplätzen jedoch beantwortet werden. Mit der Klimawandelproblematik gibt es dazu jetzt einen guten Anlass. Also, wie können klimafreundlichere Energieerzeugung und soziales Handeln miteinander verbunden werden?
Die vorgeschlagen Lösung Vattenfalls zur Verlangsamung des Klimawandels
Die Firma Vattenfall hat vorgeschlagen, das Kohlendioxid, welches bei der Verbrennung der Braunkohle ausgestoßen wird, in unterirdischen Räumen zu speichern und so den Ausstoß des Gases in die Atmosphäre nicht weiter zu erhöhen. Dafür hat die Firma verschiedene Orte ausgewählt, wo die geologischen Bedingungen möglichst optimal sind. Um 2008 herum wurde bekannt, dass einer der ersten Versuche dieser Verpressungstechnik hier im Landkreis Oder-Spree geplant war und zwar gerade unter dem Gebiet unserer Kirchengemeinden.
Warum unser „Nein“ gegen dieser Vorangehungsweise?
Das Pfarramt Buckow-Glienicke hat sich, auf den Vorschlag seiner Gemeindemitglieder, zusammen mit vielen Bürgern und Bürgerinnen des Landkreises Oder-Spree gegen diese Kohlenstoffdioxidspeicher ausgesprochen. Die Gründe dafür sind Folgende. Erstens, die Speicherung von Kohlenstoffdioxid bringt auf Dauer nichts, weil die unterirdischen Räume nie völlig „luftdicht“ sind. Das Kohlenstoffdioxid entweicht langsam und dringt entweder zurück in die Atmosphäre oder ins Grundwasser, wo es dann zur Säuerung des Grundwassers führt. Zweitens, Verstecken ist nie eine dauerhafte Lösung. Ähnlich wie der Emissionshandel ist die Speicherung des Kohlenstoffdioxids bloß einen Versuch, das Gewissen zu erleichtern. So wie der Ablasshandel der mittelalterlichen Kirche den Reichen einen Freibrief gab, das Gewissen zu beruhigen ohne das schlechte Verhalten in Zukunft ändern zu müssen, so ist die vorgeschlagene Lösung der unterirdischen Kohlenstoffdioxidspeicherung ein Freibrief nicht über nachhaltigere Wege der Energiegewinnung nachdenken zu müssen und einfach weiter machen zu können wie bisher. Drittens, der Braunkohleabbau schadet der Bevölkerung und der Natur in den Abbauregionen. Man braucht nur kurz in der Nähe von Cottbus oder westlich von Köln zu sein, um die gravierende Effekte wahrnehmen zu können – ganze Regionen wurden zu schwarzen Löchern. Auf Dauer, spätestens wenn die Reviere ausgekohlt sind, gehen kostbares Land und Arbeitsplätze verloren; nur noch die Seen und Arbeitslosigkeit bleiben übrig. Zuletzt schadet der bei der Verbrennung freikommende Feinstaub der Gesundheit der Anwohnenden und führt zu einer deutlichen Verringerung ihrer Lebenserwartung. Zu all diesem sagen wir nein!
Unsere Lösung
Wir als Evangelische Kirche haben, zusammen mit anderen Organisationen und den Bürgern und Bürgerinnen der betroffenen Gebiete, uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Verpressung von Kohlenstoffdioxid nicht begonnen wird. Seit über fünf Jahren zieren die unterschiedlichen Protestplakate schon unsere Dörfer. Wir waren an zahlreichen Initiativen und Kampagnen beteiligt und haben dabei unsere Meinung publik gemacht. Für uns bedeutet nachhaltig zu leben nämlich die eigene Verantwortung ernst zu nehmen und nicht nur auf andere zu verweisen oder sie an die folgende Generationen abzuschieben. Das bedeutet: Lokale Initiativen für Solar- und Windenergie müssen weiterhin gefördert werden; ebenso Weiterentwicklung der aktuellen Techniken und Neuentwicklung von weiteren nachhaltigen Techniken. Dafür brauchen wir keinen Import von billigen Solarpanelen aus China, sondern Investitionen in der Region und eine nachhaltige Reform von Firmen wie Vattenfall. Nur so bleiben die Jobs in Brandenburg auch langfristig erhalten und können neue geschaffen werden.