Kirchgeschichte Herzberg
Zur Baugeschichte:
Die heute vorfindliche Kirche ist die dritte in der Geschichte des Ortes Herzberg. Die erste, aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche wurde im Jahre 1783 in großen Teilen abgerissen. Über die zweite ist wenig mitgeteilt. Sie ist offenbar für die Gemeinde zu klein geworden, den – so ist überliefert – „wegen einer neuen Kirche in Herzberg wurde den Kirchenältesten der Vorschlag gemacht, dass an die alte Kirche nur ein neues Stück angesetzt werde.“
Die neue und heutige Kirche wurde dann in den Jahren 1882 bis 1883 erbaut und am 30. Juni 1883 eingeweiht. Sie ist ein kreuzförmiger neogotischer Bau aus Feldsteinen, Ziegeln und Formsteinen. Beibehalten wurden von der alten, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche die drei Lanzettfenster im Ostgiebel. Neben diesen Fenstern finden sich in der Außenwand neun Steine, in die ein schachbrettartiges Muster eingemeißelt ist. Verwendung fand auch der Unterbau des alten Kirchturmes, so dass das Westportal von der mittelalterlichen Kirche erhalten geblieben ist. Im Kirchturm hängen zwei gusseiserne Glocken aus dem Jahre 1917. Im Jahre 1997 wurden am Kirchturm aufwendige Reparaturen durchgeführt. Die gesamte Schieferabdeckung des Turmes und des Turmansatzes sowie die dazugehörigen Metallteile wurden erneuert und Ausbesserungen am Mauerwerk der oberen Türmchen vorgenommen. Neue, originalgetreue (vier) Wasserspeier zieren wieder die Nord- und Südseite des Turmes. Sie wurden von der Firma Struck (aus Glienicke) angefertigt.
Zur Ausstattung:
Der hölzerne Altar wird von einem Kruzifix geschmückt. Links neben dem Altar steht die Taufe. Sie ist achtseitig und aus Stein gearbeitet. Rechts im Altarraum befindet sich die hölzerne Kanzel. Der polygone Kanzelkorb wird von einem Pfosten gestützt. Der Kronleuchter in der Mitte des Kirchenschiffes ist ein Geschenk des ehemaligen Herzberger Gutsbesitzers Stakebrandt.
Die Kirche hat hölzerne Nord-, Süd- und Westempore. Diese stammen wie der Altar, das Kruzifix, die Taufe, die Kanzel, der Kronleuchter und das Gestühl aus der Bauzeit (1882/83) der Kirche. In der links vom Altarraum gelegenen Sakristei befinden sich 19 Totenkronenbretter verstorbener Junggesellen/innen aus den Jahren 1844 bis 1893 und das Epitaph für den Hartensdorfer Gutsbesitzer Paul Bergius. Auf der Westempore steht die Herzberg Orgel. Seit 1953 befindet sich unter der Südempore die sogenannte Winterkirche. Die Innenausstattung besteht aus Altar, Lesepult, Stühle, und Tische, die alle aus den Herrnhuter Werkstätten stammen, und außerdem gibt es noch ein Harmonium. Im Innern hat die Kirche eine Balken/Bretter-Decke.
Eine Besonderheit der Ausstattung ist, dass der Aufsatz des ursprünglichen Kirchenaltars nicht in Herzberg, sondern in der Marienkirche in Beeskow zu finden ist. Diese Kirche hat am Ende des zweiten Weltkriegs schwere Schäden erlitten und verfiel witterungsbedingt weiter. Deswegen musste die Gemeinde am Anfang der 50er Jahren notgedrungen in das südliche Seitenschiff ausweichen. Die Beeskower Kirchengemeinde erwarb für die 1953 eingeweihte Notkirche den Altar, der bis dahin die Herzberger Kirche geschmückt hatte. Seitdem steht der Altar (Aufsatz) dort, hinten an der Westseite des Seitenschiffes. Die Figuren und der Schrein des Altars datieren aus der Zeit um 1470, während der Aufsatz aus der Renaissancezeit stammt. Im Hauptfeld steht die gefasste und geschnitzte Madonna mit Kind. Sie wird links und rechts von je zwei ebenfalls geschnitzten und gefassten Heiligen flankiert: links (oben) Dorothea, (unten) Barbara; rechts (oben) Petrus, und (unten) Paulus. Der Altar wurde zwischen 1992 und 1999 von Susanne Schirmer (Lieberose) und der Beeskower Tischlerei restauriert.
Zum Weiterlesen: Die Schachbrettsteine der Herzberger Kirche oder Totenkronen und Totenkronenbretter in der Herzberger Kirche
Quelle des Textes: H.J. Beeskow (2002) Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises an Oder und Spree, Heimat-Verlag Lübben, Lübben, Deutschland, 288 S.